„Langeweile kenn ich nicht!“

Seit einem halben Jahr lebt Harri Vierus im Caritas SeniorenHaus Bous. Langeweile ist für den 74-jährigen ein Fremdwort, denn der ehemalige Malermeister hat im SeniorenHaus ein eigenes kleines Atelier.

Kann man in einem Altenheim als Künstler noch aktiv bleiben? Wer Harri Vierus im Caritas SeniorenHaus Bous besucht, stellt fest: Ja, auch in einem Altenheim kann man weiterhin sehr produktiv sein.

Der Bewohner Harri Vierus hat mich heute in seine kleine Künstlerwerkstatt im SeniorenHaus Bergfriede eingeladen. Seit einem halben Jahr wohnt er im SeniorenHaus und bekam von der sozialen Begleitung die Möglichkeit, ein ehemaliges Bewohnerzimmer des Schwesternhauses für sein großes Hobby einzurichten. Ich klopfe an. Harri Vierus ist wie immer froh gelaunt und schick gekleidet. „Hier darf nicht jeder rein!“, empfängt mich der ehemalige Malermeister augenzwinkernd. In dem lichtdurchfluteten Zimmer gibt es alles was das Handwerker- und Künstlerherz begehrt. „Hier beschäftige ich mich täglich mit neuen Aufgaben“, erzählt der 74-jährige Bouser und präsentiert mir seine umfangreiche Gemälde-Sammlung. Unzählige Werke in Acryl, Wasserfarbe und Öl sind in den letzten Monaten entstanden. Ein Alltag ohne seine Werkstatt kann sich Harri Vierus nicht vorstellen: „Ich bin immer in Bewegung, habe ganz viele Ideen und einen sehr starken Willen“. Als regelmäßiger Flohmarktbesucher kennt er sich auch bestens mit dem Restaurieren von antiken Möbeln, Uhren und Gottesskulpturen aus. Was für ein Glück, dass der SeniorenHaus Keller voller gesammelter Flohmarktartikel ist. Denn dort wartet noch jede Menge Arbeit auf den Künstler. Die Restaurierung der Madonna war gleich nach dem Einzug im August seine erste Aufgabe. Bereits nach kürzester Zeit kehrte sie mit neuem Anstrich zurück in den Park vor das SeniorenHaus und strahlt seither in himmlichen Glanz.

Harri Vierus hat sich im SeniorenHaus Bergfriede sehr gut eingelebt. „Hier ist immer was los. Ich fühle mich sehr wohl.“, betätigt der rüstige Rentner. „Zum Glück gibt’s hier im Haus viele Bouser mit denen ich mich über vergangene Zeiten unterhalten kann.“ Tagsüber geht er viel spazieren, spielt Schafskopf oder singt im Singkreis des SeniorenHauses. Er liebt die Natur – bei Wind und Wetter. Unterwegs sammelt Harri Vierus, der früher aktiv im Wanderclub war, Naturmaterialien, um sie später künstlerisch zu verarbeiten. Langweile kannte der in Berlin geborene „Bouser“ auch früher nicht. Mit seinem Malerbetrieb war er 40 Jahre ständig unterwegs und rund um die Uhr beschäftigt. „Es war eine aufregende Zeit“, erzählt Harri Vierus und erinnert sich auch sehr gern an seine Reisen in die USA und nach Kanada. Die Olympischen Spiele in Calgary war mit dass Tollste, was er erlebt habe. „Jeder Tag meines Lebens war ein Erlebnis“, resümiert Vierus freudestrahlend. Nach dem Besuch der Werkstatt zeigt mir der SeniorenHausbewohner noch sein gemütlich eingerichtetes Zimmer. Im Radio läuft der Deutschlandsender und überall steht liebevolle Dekoration. Zwischendrin sieht man immer wieder seine selbst gebastelten Werke. Es klopft. Die Reinigungsfrau fragt nach, ob sie jetzt putzen darf. Nein, das stört, antwortet Harri Vierus und verrät, dass er bereits eine neue Idee hat, die er gerne sofort umsetzen möchte. Beim Abschied entschuldigt er sich für sein unentwegtes Erzählen. „Ich bin eben kein Langweiler!“

Einige seiner Werke sind momentan im Besucherzimmer des SeniorenHauses ausgestellt...